Die zweite Grundkomponente von Selbstorganisation ist die Struktur (Ordnung). Sie gibt einem Team Orientierung und Sicherheit und macht die höhere Komplexität der Zusammenarbeit überschau- und handhabbar. Das heißt, klare Rahmenbedingungen (in der Regel durch die disziplinarische Führung) festzulegen und zu kommunizieren. Rahmenbedingungen – das bedeutet u. a. Grenzen zu definieren, Verantwortungsbereiche festzulegen, Arbeitsstrukturen (z. B. Scrum, andere Projektverfahren) zu vorzugeben, Meetingregeln zu installieren, Rollen und Funktionen auszustatten und zu legitimieren, usw.
Das Spannungsfeld von Grenzen und Freiräumen muss transparent und im Idealfall – dort, wo möglich – durch ein gemeinsames Commitment manifestiert sein. Laterale Führung ist sozusagen im Auftrag des Managements der “Hüter” dieser externen Strukturen und Ordnungsmuster und sollte im Umgang damit konsequent sein. Ein zentrales und genuines Struktur- und Ordnungselement ist dabei die Führung selbst. Das Vorhandensein von Führung gibt sozialen Systemen (Teams) die Sicherheit und Orientierung, dass „nicht entscheidbare“ Entscheidungen getroffen werden können und Konflikte bearbeitet und gelöst werden, die im kollektiven Miteinander nicht lösbar sind.
Das wesentlichste Moment im Führungshandeln ist es also, da zu sein, präsent und spürbar zu agieren, Kontakt zu halten und, wo nötig, merklich Führung zu übernehmen. Selbstorganisierte Teams brauchen jedoch neben den vorgegebenen auch interne, selbstbestimmte Ordnungsnormen und Regeln, sowohl auf der fachlichen als auch auf der sozialen Ebene. Laterale Führung hat hier die Aufgabe, Anregungen für die Entwicklung solcher formalen Strukturen zu geben, sie zu committen, zu beobachten und bei Bedarf zu modifizieren. Müssen Strukturen, warum auch immer, verändert werden, gehört absolute Transparenz zur lateralen Führungsaufgabe. Dabei gilt Transparenz sowohl „top down als auch bottom up“. In Meetings, wie z. B. der Retrospektive, kann laterale Führung das Strukturgefüge mit dem Team reflektieren und ihm helfen, sich mit strukturellen Fragen und Problemstellungen auseinanderzusetzen.
Teams brauchen zwar Ordnung und Struktur, sehen aber eher in ihren fachlichen Aufgaben die eigentliche Profession und weniger in der Gestaltung von Strukturen. Darin kann die Führung eine ihrer zentralen Aufgaben sehen und für ihr Team die Pflege von Strukturen mit übernehmen. Gute Strukturen schaffen Freiräume für selbstorganisierte Planung und Produktion.
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