Tut Feedback eigentlich weh?

Nein, so meine klare Antwort. Vielmehr brauchen wir es händeringend, um voranzukommen. Natürlich bedarf es einiger Rahmenbedingungen, damit Feedback auch das bewirken kann, wozu es imstande ist – nicht nur auf der “Nehmerseite”.
Ein Fallbeispiel:
Ein wirklich guter Topmanager neigt dazu, in seinen Meetings viel zu schnell zu sprechen und seinen Redefluß ca. 15 mal pro Minute mit einem „ähm“ zu unterbrechen. Ich habe es mehrmals gezählt und gestoppt. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Zuhörer wichtige Informationen im Laufe eines längeren Vortrages verpassen, weil sie akustisch irgendwann nicht mehr folgen können. Ich selbst habe mich des öfteren dabei erwischt, dass meine Gedanken bei seinen Vorträgen abschweifen.
Was tut man nun mit so einer Erkenntnis, die durchaus unangenehm sein kann, wenn sie falsch rübergebracht wird. Klar ist, dass insbesondere der Feedbackgeber aus seiner Komfortzone heraus muss, um seinem Gegenüber einen Gefallen zu tun. Mit dieser Sicht fällt es schon mal etwas leichter. Wenn wir Feedback also als Zeichen absoluter Wertschätzung betrachten, so hilft es uns auch, selbst das unangenehmste Feedback zu überbringen (Körpergeruch, Hosenstall offen…). Wertschätzung deshalb, weil es unserem Gegenüber hilft, sich zu verbessern. Würde ich ihn nicht wertschätzen, würde ich das Feedback für mich behalten. Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass das Thema Feedback immer magerer ausfällt, je höher ein Mitarbeiter gestellt ist. Aber auch der Topmanager ist ein Mensch und hat konstruktives Feedback verdient, erst recht dann, wenn er einen Berater dafür bezahlt.
Im genannten Fallbeispiel habe ich mein Feedback genau so eingeleitet: Dass ich Feedback als Zeichen meiner Wertschätzung empfinde. Und es wurde mir mit den Worten gedankt: “Danke, das ist mir noch nie aufgefallen und es hat mir noch keiner gesagt.” Ich sehe das als Bestätigung, dass sich bisher nur keiner getraut hat.
Wenn wir zusammengefasst das Thema Feedback als Wertschätzung betrachten und folgende Rahmenbedingungen beachten, so wird es leichter fallen und auf dankbare Ohren stoßen:

  • Feedback geben, wenn es gewünscht wird.
  • Feedback als Ich-Botschaft formulieren: „Ich nehme wahr, dass …“
  • Nicht verallgemeinern: „Alle finden, dass …“
  • Den Nutzen darstellen, der entsteht, wenn das Feedback angenommen und umgesetzt wird.

Abschließend möchte ich euch raten, mal selbst zu hinterfragen:

  • Möchte ich Feedback? Warum gebe ich keines?
  • Wem habt ihr schon durch euer Feedback geholfen? Was war da anders?

Dies sollte euch helfen, offener, konstruktiver und positiv mit Feedback umzugehen.

Geschrieben von

bgloger-redakteur bgloger-redakteur

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Eine Antwort zu “Tut Feedback eigentlich weh?”

  1. Neugierige sagt:

    “Feedback geben, wenn es gewünscht wird” – Woher weiss man, dass Feedback gewünscht ist? Im oben geschilderten Fall hat der Topmanager niemanden gefragt: “Und, wie war ich?” oder “Wie kann ich noch besser werden?”

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